Im Vorraum der Freutsmooser Kirche befindet sich ein Grabmal aus der Römerzeit, das 1814 vom Pallinger Benefiziaten Johann Paul Friesacher an der Rückseite des Hochaltars unter der Tumba eingemauert entdeckt wurde. Dorthin gelangte es im Jahr 1684, als nach dem Anbau des Presbyteriums der Hochaltar versetzt wurde und dabei der Stein als Fundament für den Altar in den Boden versenkt wurde. Zuvor diente er wohl als Altarstein des romanischen Vorgängerbaus, wie erst jüngst getätigte archäologische Grabungen nahe legen.
Am 12. März 1841 wurde der Römerstein auf Kosten des Historischen Vereins von Oberbayern herausgenommen und am Eingang des Kirchhofes von Freutsmoos aufgestellt. Nach der Friedhofserweiterung im Jahr 1913 erhielt der Stein seinen heutigen Standort im Vorraum der Kirche. Bei der Renovierung 2007 wurden sogar wieder beide Reliefseiten sichtbar gemacht.
Auf diesen beiden gegenüberliegenden, gerahmten Seitenflächen des Kalksteinquaders (86/75/58 cm) sind untertauchende Delphine abgebildet, Symbole antiker Unsterblichkeitshoffnung, und auf der Frontseite kann man eine Inschrift entziffern, die den Stein eindeutig als Grabmal ausweist:
1 |
Q(uinto) SABINIO |
Dem Quintus Sabinius |
2 |
CO(n)STITVTO |
Constitutus, |
3 |
O(bito) (a)NN(orum) LXXX |
gestorben mit 80 Jahren, |
4 |
CONSTANTI F[ilio] |
seinem Sohn Constans, |
5 |
O(bito) (a)NN(orum) XXX ET |
gestorben mit 30 Jahren, |
6 |
SE[rva]NDAE FIL(ia)E |
und seiner Tochter Servanda, |
7 |
O(bitae) (a)N[n](orum) [x]XV ET |
gestorben mit 25 Jahren, (und) |
8 |
SABINIA OPTV[ma] |
hat Sabinia Optuma, |
9 |
LIBERTA ET HERE[s] |
Freigelassene und Erbin, |
10 |
VIVA FECIT ET SIBI |
zu Lebzeiten [das Grabmal] errichtet und für sich. |
Dieser Grabstein wurde wohl gegen Ende des zweiten oder am Anfang des dritten Jahrhunderts gesetzt. Ob es sich hierbei um ein heidnisches oder christliches Grabmal handelt, kann nicht mit letzter Sicherheit entschieden werden.
Literatur: Reinhard Rieß: Die Kirche St. Laurentius in Freutsmoos, Freutsmoos 2007, S. 6-7.